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Wilhelmsburg in der Keksdose

Fotoausstellung mit Abendprogramm

9.-22.11.o7, Halle 13 in der Neuhöfer Straße 23
Mit dem HVV: S3 bis Veddel, Bus 13 bis Veringstraße Mitte

Impressionen der letzten Tage


Vor cirka 3 Jahren hatten die Obscuristen der Hochschule für bildende Künste Hamburg damit begonnen, aus runden Keksdosen Obscura-Kameras zu bauen und suchten Orte in Paris auf, die einer der ersten Dokumentar-Fotografen, Eugenè Atget, vor cirka 90 Jahren mit einer Plattenkamera festgehalten hatte. Diese Orte, soweit sie noch existierten, fotografierten die Obscuristen mit ihren Obscuras, mit einem optischen Prinzip, das erheblich älter ist als die Fotografie. Ursprünglich saß nämlich ein Zeichner in einem überdimensionierten "Kamera-Raum" und hat die hereinbrechende Licht-Projektion nachgezeichnet.

Eine Kamera "Obscura" ist kein nostalgischer Fotoapparat, sondern ein Zeichenhilfsmittel. Wir werden dieses Gerät nicht benutzen, um den Aufnahmen ein Image der 'guten alten Zeit' zu verleihen, sondern um uns der Bilderflut der Belanglosigkeit abzuwenden.

Zur Idee unserer Obscura-Fotografie gehört auch, dass ein Teil der Auswahl schon vorweg im Kopf entsteht. Da jede Kamera nur einen Film enthält, findet eine genauere Analyse der Szene statt.

Die These: "Weniger kann mehr sein" bestätigt sich darin, dass wir uns mehr mit den Bildern beschäftigen können, weil wir weniger Zeit mit der Inkompatibilität der Updates verschwenden müssen.

die schildkrötenkopfinsel

Aus der Luft betrachtet sieht die Insel Wilhelmsburg aus wie ein Schildkrötenkopf. Diese alte Schildkröte hat schon viel gesehen und erlebt. Aber nicht nur die Natur und die Lage des Stadtteils, sondern auch die Inselbewohner formen ihre Umgebung. (Anna-Lena Ludwig)

Bewegung im Bild:

Nach einer Vision eines stadtbekannten Politikers wird Wilhemsburg im Jahr 2013 vollständig überflutet werden, Glückstadt ist zu dem Zeitpunkt schon Hafenstadt. Was also die Mühe? (Michael Steinhauser)

Lass doch, geht doch nur kaputt:

Der Stadtteil Wilhelmsburg ist selbststabil, ein externer Eingriff (Regler, engl. Governor, von lat. Gubernator, "Steuermann") ist nicht nötig. Das betrachtete Wirkungsgeflecht hat unzählige Regelkreise, diese sind als Teil von ihm jahrelang adaptieret.
Hinzufügen eines weiteren Reglers, um Größenordnungen mächtiger, nur designt, nicht adaptiert. Keine Fehlerabschätzung, keine Simulation. Was folgt?

Das Experiment wird direkt am Versuchstier durchgeführt. Seltsam? Leider nicht. Macht-, Geltungs- und Profitgier sind allgegenwärtig. Seltsames vermag man da nicht zu erkennen. (Paul Geisler)

Simplizität der Materialien:

Momentaufnahme der Wilhelmsburger Stadtinsel in drei Abschnitten fotografiert mit Keksdosen. Die Fotografien widmen sich der Transformierbarkeit von Architektur und Landschaft in Wilhelmsburg durch Abbildungen, die durch das Kamera Obscura Prinzip und durch verformtes, zerknülltes und gefaltetes Fotopapier einen verfremdenden Charakter haben. (Rupert Kraft)

Bildebenen:

Fotografien von Unorten in Wilhelmsburg. Festgehalten auf Röntgenfilm und teilweise als Cyanotopien geprintet. (Anneli Wilhelm)

Wandel:

Zerfall, Abriss, Aufbau - ein Ort ist ein geometrischer Punkt und unterliegt einem ständigen Wandel. (Max Reiser)

Streng synchrone Mehrfachprojektion:

Kleinbildfilm-Aufnahmen hintereinander im Hoch-Format. Das Bildfenster des Kinofilms ist halb so groß wie das des Kleinbildfilm-Fotos. Auf einem Monitor sieht man das Foto bewegt hintereinander als Schere. (Ulrich Schwedes)

Befindliches:

Wilhelmsburger nehmen mit der Keksdosen-Obscura ihre Umgebung auf.


~Fortsetzung folgt~

Keksdosenfotos

HafenCity fotografiert mit leergemampften Keksdosen
Minimum und Maximum einer Hülle; Wie flüchtig ist die HafenCity? Ist sie eine recyclebare Hülle, die permanent recyclet wird? Wo finden wir Bodenständigkeit?

Lädenleuchten

Die Obscuristen stellen vom 15. bis 24. Februar 2008 im Vogelhüttendeich 25, Vogelhüttendeich 100 und in der Fährstraße 11 aus. Geöffnet Freitags, Samstags und Sonntags von 16:00 bis 20:00.

Hintergründe

Warum mit leeren Keksdosen fotografieren?

Schon in der Steinzeit strebten die Menschen an, drei-dimesionales aus der Wiklichkeit auf einer Fläche abzubilden. Nach dem es lange Zeit später gelang, Farbe zu einem wirklichkeitsnahen Abbild auf einen Untergrund aufzutragen, war das ursprüngliche Ziel erreicht. Abstraktion folgt nach Naturalismus.

Die Möglichkeit der technischente Reproduktion hat 1936 eine Qualität erreicht, die dem Orginal die Aura raubt. Die Thesen von Walther Benjamin bekommen im Zeitalter der digitalen Reproduktion eine neue Qualität, weil nur noch die Lizenz, ein Vertrag, die Aura besitzt, so zusagen, die Obrigkeit, und ihr Gesetz sind die Aura.

Wie weit läßt sich der technische Aufwand eines "Wirklichkeits-Reproduktions-Apparats" reduzieren, um immer noch damit ein wieder-erkennbares Abbild machen zu können? Eindeutige Bilder lassen sich schon mit Blüten, Gegenständen als Schablonen herstellen, auf Fotopapier belichtet, als Fotogramme, ganz ohne Kamera.

Ein nächster Schritt der Perfektionierung des Apparats ist das Modifizieren eines nicht mehr genutzten Gegenstands, z.B., einer ausgedienten Keksdose. Diese wird mit einem kleinen Loch zur Camera Obscura, das Loch wird mit einen Stück Klebeband gegen unautorisiertes Eindringen der Licht-Teilchen und Wellen abgedichtet.

Unsere "Keksdosen-Kameras" haben nichts, das dem Hersteller hohe Qualität abfordert. Gesetzliche Garantie-Regelungen nützen nichts, wenn wie geschehen, der Händler im Bunker in der Feldstrasse, Fima Amptown Sound und Drumlannd, das nicht nachbesserbare Digital-Gerät für 5500 € innerhalb der Garantiezeit nicht an den Hersteller Tascam zügig zurückgibt, und durch permanente Umfirmierung sich der Rückzahlungspflicht aus der Wandlung entzieht, und nach 7 Jahren die Wandlung anficht. Ob für die Abwicklung dieses Falls eine Richterin im LG Hamburg eine ermäßigte Eintrittskarte für die Rolling Stones, einen Ehrenplatz in der Elbphilharmonie, oder nichts bekommen hat, entzieht sich den Einblicken der Öffentlichkeit. info@obscuristen.de.

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